Die Ausstellung „Electro. Von Kraftwerk bis Techno“ blickt im Düsseldorfer Kunstpalast auf die große Geschichte hinter der elektronischen Musik. Im Kunstpalast in Düsseldorf liegt der Fokus natürlich auf der Band „Kraftwerk“, die mit ihrer 1970 in Düsseldorf gegründeten Band einen ganz wichtigen Part in der Geschichte der elektronischen Musik hat. Ralf Hütter von Kraftwerk hat sogar den Ausstellungsparcours mitgestaltet. Museums-Generaldirektor Felix Krämer verspricht «eine der lautesten Ausstellungen, die Sie je besucht haben». Die Musikkurse der Jahrgangsstufe Q1 besuchten die Ausstellung, dessen Thema perfekt zum Zentralabiturthema „Auswirkungen neuer Technologien auf musikalische Gestaltung: Elektroakustische und elektronische Musik“ passt. Wie die Ausstellung bei den Jugendlichen ankam, können Sie hier lesen:

Heute am 03.02.2022 durften wir, der Musik GK1, betreut von Frau Lang, uns in das Museum des Kunstpalasts begeben und uns die Ausstellung von Kraftwerk anschauen. Doch wer oder was ist Kraftwerk eigentlich? Kraftwerk ist eine deutsche Band aus Düsseldorf, die 1970 von Ralf Hütter und Florian Schneider gegründet wurde. Kraftwerk zeichnet sich dadurch aus, dass sie wesentliche Mitbegründer der Düsseldorfer Schule in der elektronischen Musik sind und deshalb werden diese auch als Multimedia-Projekt bezeichnet. Die Führung wurde begonnen, indem nach unserem Wissen aus dem 19. Jahrhundert gefragt wurde und wie wir dieses mit Kraftwerk bzw. den heutigen Innovationen assoziieren. Allerdings interessierte sie auch unser individueller Musikgeschmack und dabei lauteten die Antworten der Schüler: RnB, Rap, Blues etc. Also eher weniger Elektro und Techno, wie man es bei Kraftwerk gewohnt ist. Dies machte es umso spannender Kraftwerk richtig kennenzulernen, da die Dissonanzen der verschiedenen Musikstile immens waren. [weiter unter dem Video…]

Ganz besonders begeistert hat und der tanzende Würfel, der so erstaunlich menschlich wirkt:

 

Im Raum der Ausstellung war es eher dunkler und man könnte ihn schon als Partyraum bezeichnen – laute Techno-Musik, Led-Lichter und festliche Stimmung. Beim Betrachten der einzelnen Gegenstände erklärte uns die Führerin, dass es Musikinstrumente gibt, die man noch nicht einmal anfassen muss, damit sie Töne erzeugen können, wie zum Beispiel das Theremin. Dabei ist mir aufgefallen, dass Innovationen und technische Fortschritte unsere Gesellschaft prägen, daher gilt mein Dank Kraftwerk, denn Technik ist unserer Zeit allgegenwärtig. Doch weiter zur Ausstellung: Hier konnten wir die Rekonstruktion des Studios von Jean-Michelle Jarre sehen. Jean-Michel Jarre, ist ein französischer Musiker, Komponist und Musikproduzent. Ab Anfang der 1970er Jahre entstanden Kompositionen für den Synthesizer, also für ein Musikinstrument, das auf elektronischem Wege per Klangsynthese Töne erzeugt, die als wegbereitend für die elektronische Musik gelten. Der Synthesizer ist eines der zentralen Werkzeuge in der Produktion elektronischer Musik. Des weiteren durften wir uns auch Tonbandgeräte anschauen, welche Verzerrung im Ton mit sich bringen. Auch von dem deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen gab es unzählige Fotos und Werke. Stockhausen gilt vor allem in seiner Eigenschaft als Pionier der elektronischen Musik als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Im Nachhinein konnten wir Visualisierungen der Menschen-Roboter sehen, welche sich auch bewegten. Sie sahen wirklich genauso aus wie Kraftwerk! Nach der Führung und den Erzählungen haben wir uns in das Album Kraftwerks reingehört und das sogar mit 3D Brille. In den verschiedenen Musikvideos arbeitet Kraftwerk mit geometrischen Formen und diese wirken ästhetisch auf Fans und Zuhörer. Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass Kraftwerks Musik sich aktualisiert, wie zum Beispiel in Bezug auf Fukushima. Schließlich war es nicht schwer zu verstehen, dass Kraftwerk großen Einfluss auf die ganze Welt hatte, denn einige berichteten: „Kraftwerk sind keine Deutschen oder Weißen, sie sind die Roboter“ Ebenso wurde uns über den sogenannten Dance Floor der Motorcity Detroits erzählt. Dort tanzten die verschiedensten Persönlichkeiten bis ins Jahre 1970, denn sie konnten sich mit der Musik identifizieren. Es gab ihnen ein Gefühl von Freiheit und vor allem Unabhängigkeit. Diverse Bilder zeigten auch: „Say nice things about Detroit!“ oder „We dance together!“ Detroit bot Platz für jeden, denn die abstrakte instrumentale Natur der elektronischen Musik schafft einen offenen Raum für alternative Identitäten, Lebensweisen und Ideale. Häufig wurde sie deshalb als eine Flucht in „imaginäre Welten“ wahrgenommen und als unpolitisch und inhaltslos kritisiert. Doch etliche Musikevents haben auch eine politische Dimension: Für viele Teilnehmer*innen repräsentieren sie den Wunsch nach Freiheit und Gemeinschaft- sei es für die LGBTQ-Community, viele Jugendlichen nach der Wiedervereinigung oder Gruppierungen, die als Reaktion auf empfundene Repressionen eine unabhängige, gemeinschaftsbasierte Kultur entwickelt haben. Auch hier spielen Masken eine immens wichtige Rolle, doch nicht wirklich Corona-bedingt, denn seit den Anfängen von House und Techno pflegen viele Kunstschaffende die Anonymität oder verstecken sich hinter fiktiven Figuren oder Masken. Diese Art der Identitätsdarstellung ist ein Weg, um, im Gegensatz zur Rockmusik im Hintergrund zu bleiben und den Fallstricken des Ruhms zu entgehen. Die Anonymität in der elektronischen Musikszene hat über die Jahre immer weiter zugenommen und es kamen neue Bedeutungsebenen hinzu: Die Maske kann sowohl ein witziges und theatralisches Accessoire sein, als auch ein technisches Gerät. Gleichzeitig kann sie als Verweis auf eine bestimmte Kultur gelten oder als Kommentar zu Identität und Gender gelesen werden. Ziemlich interessant meiner Meinung nach.

Ich habe heute viel gelernt und das nicht nur über Kraftwerk!
(von Ouafae Tahiri)

Interessiert? Die Ausstellung läuft noch bis Mai 2022. Infos gibt es hier, auf der Seite des Kunstpalastes. Den Trailer können Sie hier sehen:

 

 

Heidrun Lang