Soziales Lernen: Lions Quest

Engagement_sozialeslernen011Was ist Lions-Quest „Erwachsen werden“?

Lions-Quest „Erwachsen werden“ ist ein Jugendförderprogramm für 10 bis 14-jährige Mädchen und Jungen. Es wird vorrangig im Unterricht der Sekundarstufe I vermittelt.

Zurzeit sind ca. 20 Lehrkräfte am Goethe Gymnasium als „Lions-Quest Lehrerinnen und Lehrer“ geschult. In allen fünften Klassen ist im ersten Halbjahr eine Lions-Quest Stunde“ im Stundenplan ausgewiesen.

Im zweiten Halbjahr kann eine Lions-Quest Stunde in den Fachunterricht integriert werden. In den sechsten Klassen ist vorgesehen, alle zwei Wochen eine Stunde im Fachunterricht einer Lions-Quest Lehrkraft stattfinden zu lassen. Außerdem hat das Goethe-Gymnasium mehrfach Ausbildungsseminare im eigenen Hause durchführen lassen und steht in engem Kontakt mit den Düsseldorfer Lions Clubs, auf deren Initiative das Programm ursprünglich zurückgeht. Geplant ist, diese Zusammenarbeit weiter auszubauen und bei der Ausrichtung von Ausbildungsseminaren für Lehrkräfte auch mit anderen Schulen zu kooperieren.

Zur Beratung und Unterstützung steht dem Goethe Gymnasium zusätzlich ein zertifizierter „Praxisbegleiter Lions Quest“ zur Verfügung, der als Kollege speziell ausgebildet ist und über weiter gehende Qualifikationen verfügt.

In den 1970er Jahren wurde das Programm von der unabhängigen amerikanischen Stiftung „Quest International“ (Quest, engl. = Suche, Streben) unter dem Namen „Skills for Adolescence“ entwickelt und wird seit 1984 in Kooperation mit Lions Clubs International in heute mehr als 50 Ländern weltweit eingesetzt. In Deutschland wurde das Programm unter dem Namen Lions-Quest „Erwachsen werden“ erstmals 1994 angeboten. Mit Unterstützung durch die Universität Bielefeld (Prof. Dr. Klaus Hurrelmann und Mitarbeiter) fand bis 1997 eine Anpassung des vollständigen Programms an deutsche gesellschaftliche und schulische Verhältnisse statt. In elf Bundesländern bestehen bereits Kooperationsverträge mit den jeweiligen Kultus-/Bildungsministerien.

Engagement_sozialeslernen02Im Mittelpunkt des Unterrichts mit „Erwachsen werden“ steht die planvolle Förderung der sozialen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Diese werden nachhaltig dabei unterstützt, ihr Selbstvertrauen und ihre kommunikativen Fähigkeiten zu stärken, Kontakte und positive Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, Konflikt- und Risikosituationen in ihrem Alltag angemessen zu begegnen und konstruktive Lösungen für Probleme, die gerade die Pubertät gehäuft mit sich bringt, zu finden. Gleichzeitig möchte der Unterricht mit diesem Programm jungen Menschen Orientierung beim Aufbau eines eigenen, sozial eingebundenen Wertesystems anbieten. Damit ordnet sich das Konzept von Lions-Quest „Erwachsen werden“ in den Ansatz der Life-Skills-Erziehung (Lebenskompetenz-Erziehung) ein, dem von der aktuellen Forschung die größten Erfolgsaussichten bei der Prävention (selbst-) zerstörerischer Verhaltensweisen (Sucht- und Drogenabhängigkeit, Gewaltbereitschaft, Suizidgefährdung) zugesprochen werden.

Das Curriculum („Lehrplan“ Lions Quest)

Lions-Quest „Erwachsen werden“ umfasst in sechs Kapiteln ein Curriculum „Soziales Lernen“, das heranwachsenden Kindern und Jugendlichen für ihr Selbstverständnis, ihr Verhalten und ihre Werteorientierung vielfach wissenschaftlich bestätigte und nachhaltige Hilfen anbietet.
Jedes Kapitel von „Erwachsen werden“ ist einem Schwerpunktthema gewidmet und zielt auf die Vermittlung und das Training grundlegender Lebensfertigkeiten (Life Skills):

1. Gute Gemeinschaft

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Fragen der eigenen Person: Wer bin ich? Wer sind die anderen? Wie gehen wir miteinander um? Welche Bedeutung hat die Gruppe und wie beeinflusst sie mich? So wird die Grundlage für eine offene, vertrauensvolle und konstruktive Lernatmosphäre und damit für die gemeinsame Arbeit mit den weiteren Kapiteln des Programms gelegt.

2. Gesundes Selbstvertrauen

Was ist eigentlich Selbstvertrauen? Worauf gründet sich mein Selbstvertrauen? Wie kann ich mein eigenes oder auch das Selbstvertrauen anderer stärken? Sich der eigenen Fähigkeiten und Stärken bewusst werden, diese auch einzusetzen und so Verantwortung zu übernehmen und dafür auch Anerkennung zu bekommen, fördert die Ausbildung eines gesunden Selbstvertrauens.

3. Vielfältige Gefühle

„Erwachsen werden“ fördert Kinder und Jugendliche in der Fähigkeit, eigene Gefühle wahr- und ernst zu nehmen, sie zu akzeptieren, auszudrücken und als etwas zu begreifen, das ihnen bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit hilft. Ein wichtiges Thema ist in diesem Kapitel auch der Umgang mit belastenden Situationen.

4. Wichtige Mitmenschen

Gerade in diesem Alter sind Freunde außerhalb der Familie für Heranwachsende besonders wichtig. Wie kann man echte Freundschaften aufbauen, weiterentwickeln, aufrechterhalten? Welchen Einfluss hat die Clique? Wie hält man Gruppendruck stand? Wie kann man Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte in einer Freundschaft konstruktiv lösen? Wie geht man gut mit Enttäuschungen, mit einem Verlust um?

5. Klärende Kommunikation

Hier geht es um das Problem der Verantwortung eigener Entscheidungen u. a. bei den Themen Lebensstil, Umgang mit dem eigenen Körper und berufliche Zukunft. Werbung und Medien werden kritisch hinterfragt. Auf der CD sind die in früheren Versionen des Handbuchs enthaltenen Informationen über Sucht, Suchtmittel und Suchtverhalten aufgegriffen.

6. Gute Entscheidungen

Kinder und Jugendliche haben viele Träume und Hoffnungen, was sie einmal in ihrem Leben erreichen möchten. Damit ihre Träume und Hoffnungen Realität werden können, müssen sie lernen, sich Ziele zu setzen und sich auf den Weg zu machen. Mit Überlegung, Anstrengung, Geduld und Selbstdisziplin lässt sich Vieles erreichen.

Dieses Curriculum „Soziales Lernen“ greift in vielen Themenbereichen aktuelle Problemfelder wie Integration, Mobbing und Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft auf. Es bietet außerdem zahlreiche Anlässe, das Elternhaus und das soziale Umfeld der Kinder und Jugendlichen in den Vermittlungsprozess einzubeziehen.

Informationen zum Programm können Sie der Homepage des Programms entnehmen:

http://www.lions-hilfswerk.de,

Was ist Lions-Quest „Erwachsen handeln“?

Lebens-, Sozialkompetenz- und Demokratieerziehung am Goethe Gymnasium

„Erwachsen handeln“ ist ein vollständiges Curriculum und kann die gesamte Oberstufe hindurch unterrichtet werden. Entwickelt wurde es von einem vierzehnköpfigen Expertengremium unter der Leitung von Professor Bittlingmayer von der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Nach der Entwicklung startete 2010 die mehrjährige Pilotstudie und seit 2015 steht das Programm einsatzreif für die Schulen zur Verfügung. Die Evaluation der an der Pilotstudie beteiligten Schulen zeigte ein überwältigend positives Ergebnis.

Selbst die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) bestätigte, dass Lions Quest „Erwachsen handeln“ als einziges Programm auf dem Markt in der Lage ist, Lebens- und Sozialkompetenz- mit Demokratieerziehung zu verbinden; die deutsche UNESCO-Kommission e.V. hat aus diesem Grund die Schirmherrschaft für das Programm übernommen. In vielen Bundesländern existieren sogar Kooperationsverträge der Kultusministerien mit dem Hilfswerk der deutschen Lions, um „Erwachsen werden“ und „Erwachsen handeln“ flächendeckend an den Schulen zu implementieren.

Modul 1 richtet sich zunächst an die neu zusammengesetzten Kurse der Oberstufe. Klassenverbände existieren nicht mehr, man muss sich neu kennen lernen und in neuen, ungewohnten Konstellationen arbeiten. Daher stehen hier Teambildungsmaßnahmen und Gruppen dynamische Prozesse im Vordergrund. Im Modul 2 sollen Kompetenzen zum Selbstmanagement und zur Kommunikation vermittelt werden. Mit einem zweiten Schwerpunkt soll das „Einstehen für andere“ (engl.: advocacy) aber auch die Entwicklung eines plausiblen Wertesystems den Grundstein für ein modernes Demokratieverständnis legen. Das dritte Modul besteht aus unterschiedlichen Bausteinen; zunächst sollen die Jugendlichen in die Lage versetzt werden, wichtige Grundrechte zu definieren. Dabei kann man lernen, dass diese durchaus unter verschiedenen Lebensbedingungen oder aus kulturellen Gründen unterschiedlich gewichtet sein können. Von dort wird die Perspektive zu allgemeinen Menschenrechten erweitert, bevor sich die Schülerinnen und Schüler in den letzten beiden Bausteinen mit der institutionellen und rechtlichen und schließlich mit der politischen Durchsetzbarkeit solcher als wichtig erachteten Rechte befassen. Modul 4 umfasst Aktivitäten, die man im engeren Sinne als „Sozialkompetenz“ beschreiben kann. Dazu gehört neben gewaltfreier Kommunikation auch der Umgang mit ethnischer/kultureller Diversität. Die Jugendlichen sollen lernen, sich mit Vorurteilen auseinanderzusetzen, aber auch Vertrauen zu eigenen Erfahrungen, Wahrnehmungen, Gefühlswelten und Werten zu gewinnen.

Im fünften und letzten Modul schließlich geht es um demokratische Partizipationsmöglichkeiten. Politik soll nicht als etwas erlebt werden, was „irgendwie“ geschieht, sondern es sollen Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt werden wie Wahlen, Abstimmungen, Diskussionen und Kompromisse. Zusätzlich besitzt dieses Modul einen Praxisanteil des so genannten „service learning“, in dem die Jugendlichen an den Unterricht angebundene Aktivitäten außerhalb der Schule entwickeln und durchführen.  Dabei sollen ausdrücklich Projekte entstehen, die den Dienst an der Gemeinschaft repräsentieren; z.B. die Schulgemeinschaft, die Kommune, oder die Stadt.

In Braunschweig z.B. haben Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Unterrichtes „Erwachsen handeln“ einen Mobilitätsführer für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit erstellt, in dem die Zugänglichkeit von Behörden, Geschäften, Parks etc. für Rollstühle, Kinderwagen oder Rollatoren beschrieben wird. Dieser Mobilitätsführer wurde der Gemeinde zur Verfügung gestellt und von der Bürgerstiftung Braunschweig finanziell gefördert. Auch dieses „service learning“ wird für die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe der Lehrkräfte in Zukunft zum festen Bestandteil ihrer Ausbildung am Goethe Gymnasium gehören.

Für weitergehende Fragen zur Umsetzung des Programms am Goethe Gymnasium steht Ihnen gerne unser Praxisbegleiter, Herr Michael Tech, zur Verfügung.