„Geschichtsbuch Schule”
Hier können Sie das ganze Geschichtsbuch lesen.
Der Geschichtsunterricht über das 20. Jahrhundert folgt gewöhnlich der Route einer Weltreise: Von Sarajevo geht es über Verdun nach Versailles, von Stalingrad nach Hiroshima, von Berlin nach Bonn und wieder zurück nach Berlin. Aber auch zu Hause, in unserer Schule, im Keller und dem Treppenhaus lässt sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts wiederfinden. „Goethe-Gymnasium mit ehemaligem Rethel-Gymnasium“ – schon das Türschild unserer Schule erzählt Geschichte. Zwei Schulen stehen am Anfang unseres heutigen Gymnasiums, das 1903 gegründete Realgymnasium für Jungen an der Rethelstraße und das 1911 gegründete städtische Lyzeum für Mädchen. Nicht nur Generationen von Schülern und Lehrern haben seitdem Klassen und Flure bevölkert, auch der Wandel der Gesellschaft und die großen politischen Umbrüche haben ihre Spuren hinterlassen. In der „kleinen“ Geschichte unserer Schule spiegelt sich an vielen Stellen die „große“ Weltgeschichte.
Diesen Spuren ist 2007 erstmals ein Zusatzkurs Geschichte nachgegangen und hat die erste Auflage dieser
Broschüre erstellt. In 14 Kapiteln haben wir die deutsche Geschichte am Beispiel der Schulgeschichte erzählt. Inzwischen sind weitere Beiträge dazugekommen, so dass wir nun eine erweiterte zweite Auflage vorlegen können. Oft bleibt uns das schulische Leben vergangener Zeiten, das Denken und Handeln der Menschen fremd. Zu den Erinnerungen im Gedächtnis unserer Schule gehören auch beklemmende Geschichten, wie die Ausgrenzung und Entfernung der jüdischen Schülerinnen in der Zeit des Nationalsozialismus, deren bürokratischer Vollzug im Schularchiv noch nachzuvollziehen ist. Andere Probleme kommen uns erstaunlich aktuell vor. Die Kontroverse um die Schulreform im Kaiserreich erinnert an die heutige Diskussion um die Schulzeitverkürzung, die „Bildungskatastrophe“ der 60er Jahre hat Ähnlichkeit mit dem „PISASchock“ und dem Streit um „G8“.
Unsere Aufsätze stellen die Geschichte so dar, wie wir sie aus unserer Perspektive, mit unserem Kenntnisstand und den Ergebnissen der Diskussionen in unserem Unterricht rekonstruiert haben. Sie sind daher nicht „das letzte Wort“, sondern laden zum Nachdenken, vielleicht auch zum Widerspruch ein. Wir danken dem Verein der Ehemaligen, der in verschiedenen Publikationen und seinen Mitgliedern ja einen großen Teil der Geschichte unserer Schule bewahrt. Er hat die Veröffentlichung unserer Aufsätze erneut finanziell möglich gemacht.