Lilly Samen (17), Q1 hat im Mai dieses Jahres einen mit 200 € dotierten Sonderpreis der theologischen Fakultäten der Universität Bonn für Ihre Facharbeit im Grundkurs katholische Religion gewonnen. Sie hat sich auf außergewöhnlich hohem Niveau mit der Frage beschäftigt, was eigentlich gemeint ist, wenn man Jesus den Messias nennt. Lesen Sie hier ein Interview mit der preisgekrönten Schülerin, geführt von Leonardo Schmidt und Tobias Tolls, beide Q1 (auf dem Foto links, bzw.rechts):

Goethe Gym.: Worum geht es in deiner Facharbeit?

Lilly Samen: Grob gesagt geht es um Jesus. Man weiß nicht, ob er sich selber als Sohn Gottes gesehen hat. In den Quellen, die wir über Jesus haben, wird er oft als Menschensohn bezeichnet. Einen besonderen Fokus habe ich auf die Sicht Ratzingers gelegt, weil er sich gegen die Auslegung stellt, die gerade im Trend ist.

GG: Hattest du außer deinem Lehrer Herrn Klein Personen, die dir geholfen haben?

LS: Meine Freundin Moni hat mir geholfen, weil wir viel darüber geredet haben, wie man generell eine Facharbeit schreibt. Mein Vater hat mir auch geholfen, mit ihm habe ich  einmal über Ratzinger diskutiert.

GG: Was ist denn für Laien interessant an deiner Facharbeit?

LS: Was ich selber am interessantesten fand, war die Frage die Ratzinger aufwirft: Was hat die Bibel, ein Dokument der Vergangenheit, uns heute im Glauben zu bieten?

GG: Wie bist du beim Schreiben deiner Facharbeit vorgegangen?

LS: Ich habe sehr kontinuierlich gearbeitet und mir sogar einen Plan gemacht, der aber im Endeffekt nicht funktioniert hat. [lacht] Ich hatte geplant, drei Wochen vor der Abgabefrist fertig zu sein. Diese drei Wochen habe ich dann aber doch noch gebraucht. Dank dem Plan habe ich früh genug angefangen.

GG: Welcher Arbeitsschritt hat am längsten gedauert?

LS: Das eigentliche Schreiben hat nicht lange gedauert, das Lesen auch nicht. Am zeitintensivsten war das Herausschreiben und verknüpfen von Stichpunkten, weil ich über 20 Bücher hatte, in denen mal mehr und mal weniger zu meinem Thema stand.

GG: Was für einen Preis hast du gewonnen?

LS: Ich hatte von einer Freundin erfahren, dass es an manchen Universitäten Preise für Facharbeiten gibt und mich dann bei der Uni Bonn beworben. Die Universität hat dann bei Herrn Klein angerufen und ich bin zur Preisverleihung in Bonn gefahren. Ich habe aber keinen dritten bis ersten Platz gewonnen, sondern den Sonderpreis „Exegese“ (das heißt die Auslegung der Bibel), weil die Arbeit den Rahmen einer Facharbeit gesprengt habe und wohl auch als Seminararbeit hätte durchgehen können.

GG: Der Preis war mit 200€ dotiert. Was hast du mit dem Geld vor?

LS: Ich mache gerade meinen Führerschein und habe jetzt schon alles für Fahrstunden ausgegeben.

GG: Wie hat dein Umfeld darauf reagiert, dass du diesen Preis gewonnen hast?

LS: Meine Eltern waren stolz auf mich. Ciara, eine Freundin von mir, war auch bei der Preisverleihung; wir haben uns alle sehr gefreut, ich mich selbst natürlich auch. Herr Litz von der Schulabteilung des Erzbistums Köln hat mir bei der Preisverleihung gesagt, ich solle Theologie studieren, da hat es mich natürlich auch gefreut, dass ich bestärkt wurde, etwas in diese Richtung zu machen.

GG: Du hast dich ja sehr intensiv mit Joseph Ratzinger beschäftigt. Was hättest du ihm zu sagen, falls du ihn treffen würdest?

LS: Ich hatte meine Facharbeit mit ein paar weiterführenden Fragen beendet, eine davon war von Rudolf Bultmann. Er warf die Frage auf ob es überhaupt wichtig ist, was Jesus von sich selbst dachte oder ob der Glaube nicht unabhängig davon ist, sprich: ich kann dich toll finden, ohne dass du dich selbst toll findest. Da fände ich interessant, was Ratzinger dazu sagen würde.

GG: Vielen Dank, dass wir dieses Gespräch mit dir führen durften.

LS: Gerne doch!

 

Martin Klein