Im Oktober machten sich zwei Gruppen von jeweils 30 Schülern der Q1 und Q2 auf den Weg nach Belgien, um in den „Gedenkjahren 14-18“ einhundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg drei Tage lang Schauplätze zu besuchen. Die Fahrten wurden angeboten vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und finanziell unterstützt von der Stiftung Ge­denken und Frieden sowie dem Rotarier Club Düsseldorf Süd.

Unser Quartier bezogen wir in Lommel in Ostbelgien. Das Tagungshaus befindet sich auf dem Gelände des größten deutschen Soldatenfriedhofs des Zweiten Weltkriegs mit 40.000 Toten. Einige Gräber bergen aber auch Tote des Ersten Weltkrieges. Die Herbergsmutter Miriam führte uns am ersten Tag exemplarisch zu einigen Kreuzen und erklärte uns ein wenig dazu. Auf dem Friedhof lagen Frauen und Männer, Krankenschwestern und Solda­ten, junge und alte Menschen – alle Opfer hatte der Krieg gefordert.

Einige Teilnehmer des Ersten Weltkrieges lernten wir dann in der App „Lost Generation“ kennen, zum Beispiel Hermann, Ernst, Marie, Wilhelm und Ezechiel. Die fünf Avatare der App erzählten ihre Geschichte im Krieg und stellten Fragen an uns und unser Leben heute. Hermann hatte einen Franzosen, den er hätte gefangen nehmen sollen, einfach er­schossen. Später konnte er die ganze Gewalt des Krieges nicht mehr ertragen. Wilhelm dagegen war für sein Vaterland gestorben und brachte uns so der Frage näher, wofür wir bereit wären zu sterben.

Am Dienstag fuhren wir mit dem Bus quer durch Belgien nach Flandern. Unser erstes Ziel war der deutsche Soldatenfriedhof in Langemark. Dieser Ort spielte in der deutschen Kriegspropaganda eine wichtige Rolle. Nicht weit entfernt erreichten wir danach den engli­schen Soldatenfriedhof in Paaschendale. Uns fiel gleich auf, dass er deutlich anders ge­staltet war als der deutsche. Die Grabsteine waren heller und viel individueller gehalten.

Am Nachmittag fuhren wir weiter in die Kleinstadt Ypern, die während des Ersten Welt­kriegs vollständig zerstört worden war. In der wieder aufgebauten Tuchhalle befindet sich das große Museum „In Flanders Fields“, das am Beispiel der Flandernschlachten die Ge­schichte des Ersten Weltkriegs erzählt.

In einem Stadttor, dem Menenpoort, findet seit 1928 jeden Abend um 20.00 Uhr – lediglich unterbrochen durch die Jahre der deutschen Besatzung 1940 bis 1944 – die Gedenkzere­monie des „Last Post“ statt. Das Stadttor ist als große Gedenkhalle gestaltet und es zieren die Namen von etwa 55.000 britischen Soldaten, die aus den drei großen Flandern­schlachten zwischen 1914 und 1917 nicht zurückkamen und vermisst blieben. Jeden Abend versammeln sich hier mehrere hundert britische Besucher der Soldatenfriedhöfe, hören dem Trompetensignal des „Last Post“ zu und schauen zu, wie Familien, Soldatenformationen und Vereine rote Mohnblütenkränze niederlegen, um so an ihre Gefallenen des Ersten Weltkriegs zu erinnern. – Für uns, die wir aus Deutschland kaum eine Erinne­rungskultur an die Weltkriege kennen, eine eindrucksvolle Erfahrung.

Der dritte Tag führte uns nach Brüssel in das Parlamentarium, das Besucherzentrum des Europäischen Parlaments, wo uns einige Ausstellungsräume durch die Geschichte der EU von den Anfängen bis in die Gegenwart führten. Aus der Zeit des Ersten Weltkriegs kamen wir so wieder in der Gegenwart an.

Was tun wir heute, um solch einen blutigen Krieg zu vermeiden?

Lilly Samen (Q1)

 

Martin Klein