Die Rechtskunde-AG hinter Gittern
„Anders, als wir dachten“, das war die Antwort auf die Frage, wie wir es fanden, nachdem wir am 26.11.2025 durch die Jugendarrestanstalt in Düsseldorf-Gerresheim geführt worden waren. Dort sind Jugendliche ab 14 Jahren bis zu vier Wochen untergebracht, unter ihnen Schulverweigerer und Jugendliche, die eine gerichtliche Weisung nicht erfüllt haben oder kurz vor der Verhängung einer längeren Jugendstrafe stehen. Das Gebäude, das man von der Straße aus sieht, ist ein altes Amtsgericht, ist neu renoviert, sieht einladend aus und steht mit seinen Räumlichkeiten für die Erziehung der Jugendlichen zur Verfügung. Jeder der hier arrestiert wird, muss als erstes sein Handy abgeben und hat keine Möglichkeit auf anderem Wege online zu gehen. Ihm wird dann stattdessen angeboten, ein Buch zu lesen, Spiele zu spielen oder Schulaufgaben zu machen. Gelegentlich gibt es die Möglichkeit, unter Aufsicht in den zu Wald gehen oder eine Fahrradtour zu unternehmen, und zuletzt gab es erstmalig sogar ein Schreibprojekt und einen poetry slam. Alles Aktivitäten, die viele der Arrestanten von zu Hause aus nicht kennen. Das Gebäude dahinter – der Zellentrakt – ist dann das Kontrastprogramm: kleine Einzelzellen nur mit Bett, Tisch, Stuhl, Regal sowie Waschbecken und Toilette. Man darf tagsüber nicht schlafen, durfte sich bis vor kurzem noch nicht einmal auf das Bett legen, und hat nur ein Radio, keinen Fernseher, Nachtruhe um 21.00 Uhr. Nur eine Stunde am Tag geht man in einen ummauerten Hof, ansonsten bleibt man in der Zelle. Die einzige Möglichkeit, um da heraus zu kommen, ist die Teilnahme an den Angeboten im anderen Haus. Und wer sich zuvor gefragt hat, wie ein Bücherei-Besuch, das Spielen von Gesellschaftsspielen oder eine Wanderung in den Wildpark für Jugendliche heutzutage überhaupt attraktiv sein kann, weiß dies spätestens nach Kenntnis der Alternative.
(von Sylvia Baumeister)
Elda Cakir
